Christine Bauer

Alois Bauer
Christine Bauer nimmt Spuren des Lebens auf und führt sie als ihre eigenen fort. Sie folgt dabei Urbildern, die allem Lebendigen

zu Grunde liegen, betont zyklische Vorgänge und Kreisläufe der Natur, initiiert den kosmischen Blick auf den Menschen und ruft in

uns archetypische oder religiöse Assoziationen hervor.

Regelmäßige, geglättete monochrome Farbflächen, die die Sonnenenergie von Jahrtausenden gespeichert zu haben scheinen,

kontrastieren in ihrem Oeuvre mit dramatischen reliefartigen Landschaftsbiografien, die das menschliche Leben auf diesem

Planeten thematisieren.



Auf der Suche nach den eigenen Wurzeln, nach dem Boden der trägt, verlässt die freischaffende Künstlerin immer wieder den ihr

vertrauten Wohnort, ihren Lebens- und Arbeitsmittelpunkt in Gunskirchen, um Farbigkeit in ihre Bilder zu holen, nimmt „Erde mit

nach Hause, wie Eindrücke, die sich ins Gedächtnis schreiben“ und fügt damit der ihr zur Verfügung stehenden Farbskala ständig

neue Werte und weitere gestalterische Möglichkeiten hinzu.

Die aus dem physischen Erinnern entstandenen Kunstwerke nennt sie „Erdorte“, Arbeiten mit einer besonderen geschichtlichen

und geografischen Aussagekraft. Christine Bauer: „Jede Landschaft, jeder Ort hat eine eigene Farbigkeit, Eigenart, wie die

Menschen, die aus ihr kommen.“




In ihren poetischen Bildern, die in der überaus differenzierten Oberflächengestaltung die Suche nach der Innenwelt der Außenwelt

widerspiegeln, verwandelt die Künstlerin die dem Material Erde innewohnende Kraft zu einer universal verständlichen Kunstsprache.

Vom ersten Hand-Anlegen bis zur letzten unscheinbaren Finger-Berührung dominieren formale Aspekte der Malerei und die

Bewältigung von Materialvorgaben.

Der malerische Gestus ist nie vom Zufall gelenkt, die künstlerische Arbeit nie von vordergründigen Gefühlen angetrieben.

Die Spontaneität des Arbeitsprozesses soll von einem immer intensiveren Grad an Bewusstsein gesteuert werden. So wird die den

Bildern und Objekten, diesen Augenblicken des Seienden, innewohnende humanitäre Botschaft für den Betrachter lesbar.



Indem sie verstärkt Überlegungen des Seriellen in ihren Arbeitsprozess integriert, betont die bildende Künstlerin Materialaussage und

Stofflichkeit und damit den Objektstatus ihrer Arbeiten. Und doch: Diese im übertragenen Sinn „gezeichneten“ Flächen wissen von den

Unter-Gründen, den Ab-Gründen der Menschheit und mit ihrer Entstehungsgeschichte reflektieren sie auch die Innenwelt des darauf

reagierenden künstlerisch tätigen Individuums.




W.M.Reiter, 2010